Eine Frau bespricht mit einer Beraterin ein Volltilgerdarlehen

Was ist ein Volltilgerdarlehen?

Wer ein Haus bauen oder eine bestehende Immobilie finanzieren möchte, kann zwischen ganz unterschiedlichen Darlehensarten wählen. Die üblichste Variante ist das Annuitätendarlehen, bei dem die monatliche Kreditrate über die gesamte Laufzeit hinweg gleich hoch bleibt.

Eine spezielle Form des Annuitätendarlehens ist das Volltilgerdarlehen. Auch hier ist die monatliche Belastung immer gleich. Als Besonderheit kommt hinzu, dass am Ende der Laufzeit das Darlehen vollständig zurückgezahlt ist. Es bleibt also keine Restschuld offen, weshalb auch keine Anschlussfinanzierung benötigt wird.

Weitere Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile im Zusammenhang mit einem Volltilgerdarlehen erfahren Sie in diesem Artikel.

Volltilgerdarlehen versus Darlehen mit Restschuld

Bei der Baufinanzierung über ein Annuitätendarlehen wird eine Zinsbindungsfrist vereinbart, die je nach Marktlage etwa 10 bis 30 Jahre beträgt. Meistens ist nach Ablauf dieser Frist noch nicht die gesamte Kreditsumme getilgt. Die offene Restschuld muss dann entweder auf einen Schlag aus eigenen Mitteln aufgebracht oder über ein neues Darlehen weiterfinanziert werden.

Mit der Zinsbindung wird eine zeitlich beschränkte Zins- und Planungssicherheit erreicht. Danach wird ein neues Darlehen zu den dann gültigen Konditionen abgeschlossen. Ist der Zinssatz mittlerweile gestiegen, ergeben sich daher Nachteile für den Kreditnehmer. Außerdem sind bei einer Umschuldung meist auch wieder Bearbeitungsgebühren zu bezahlen.

Ist das Annuitätendarlehen jedoch als Volltilgerdarlehen konzipiert, erfolgt innerhalb der Laufzeit die Tilgung der kompletten Darlehenssumme. Eine Anschlussfinanzierung samt erneuter Gebühren wird also nicht benötigt.

Es gibt grundsätzlich 3 Varianten, um die vollständige Tilgung während der Kreditlaufzeit zu ermöglichen:

  1. Darlehenssumme anpassen: Meist ist dies jedoch nicht möglich, da die Höhe der benötigten Geldmittel durch das zu finanzierende Projekt bestimmt wird.
  2. Tilgungssatz anpassen: Je mehr getilgt wird, umso schneller ist das Darlehen abgezahlt. Oft setzt das monatliche Einkommen jedoch eine Grenze für die Ausdehnung der Tilgungshöhe.
  3. Darlehensvertragslaufzeit sowie Zinsfestschreibung anpassen: Auch über die Anpassung der Laufzeit kann erreicht werden, dass ein Annuitätendarlehen zum Volltilgerdarlehen wird.

Meistens ist der dritte Punkt, also die Laufzeit des Darlehens sowie die Zinsbindungsfrist, die Stellschraube, über die ein Volltilgerdarlehen ermöglicht wird. Aus diesem Grund läuft diese besondere Darlehensart in der Regel sehr lange, die Laufzeit kann bis zu 40 Jahre betragen.

Weil viele Banken nur eine maximale Zinsfestschreibung von 25 Jahren anbieten, sind auch Versicherungsgesellschaften, die eine eigene Baufinanzierungsabteilung besitzen, möglicher Kreditgeber für ein Volltilgerdarlehen. Es lohnt sich also, auch dort nachzufragen und Angebote einzuholen.

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Wie läuft die Rückzahlung ab?

Die Rückzahlung eines Volltilgerdarlehens erfolgt genau wie bei einem Darlehen mit Restschuld: Im Darlehensvertrag werden ein Sollzins und eine anfängliche Tilgung vereinbart. In Abhängigkeit von der Darlehenshöhe ergibt die Summe aus Zinssatz und Tilgungssatz die monatliche Darlehensrate.

Nach und nach verringert sich der Zinsanteil in der Rate und im gleichen Maße erhöht sich der Tilgungsanteil. Auf diese Weise bleibt die Darlehensrate über die gesamte Laufzeit hinweg gleich hoch.

Beim Volltilgerdarlehen bleibt am Ende jedoch keine Restschuld mehr übrig. Um das zu erreichen, muss der anfängliche Tilgungssatz aus den Parametern Darlehenssumme, Zinsfestschreibung und Sollzinssatz bestimmt werden.

Dagegen kann bei einem Darlehen mit Restschuld die Höhe der anfänglichen Tilgung frei gewählt werden.

Beispiel Volltilgerdarlehen

Um den Unterschied zwischen einem Volltilgerdarlehen und einem Darlehen mit Restschuld zu verdeutlichen, nehmen wir an, dass ein Kreditnehmer 200.000 Euro mit einer 15-jährigen Sollzinsbindung finanzieren möchte.

Dies sind die Angebote, die er erhält:

 Darlehen mit RestschuldVolltilgerdarlehen
Darlehenssumme200.000 €200.000 €
Zinsfestschreibung15 Jahre15 Jahre
Anfänglicher Tilgungssatz3,00 % (selbst gewählt)6,06 % (vorgegeben)
Sollzinssatz p. a.1,36 %1,26 %
Zinskosten gesamt31.024,96 €19.599,58 €
Restschuld nach 15 Jahren100.224,36 €0,00 €
Monatliche Rate726,67 €1.220,00 €

Aus diesem Beispiel lassen sich 3 Erkenntnisse für das Volltilgerdarlehen ableiten:

  1. Der Zinssatz kann aufgrund der hohen Tilgungsrate geringer ausfallen.
  2. Es müssen wegen der schnelleren Tilgung unterm Strich deutlich weniger Zinsen gezahlt werden.
  3. Die Kreditrate ist deutlich höher.

Für wen ist ein Volltilgerdarlehen sinnvoll?

Selbst in Zeiten von Niedrigzinsen sind die Kosten einer Baufinanzierung nicht zu unterschätzen. Je länger eine Darlehensschuld besteht, umso höher fallen die Zinskosten für den Darlehensnehmer aus. Daher ist es grundsätzlich ratsam, einen Kredit möglichst schnell zurückzuzahlen.

Mit einem Volltilgerdarlehen ist dies möglich. Für jeden, der sich eine höhere Kreditrate leisten kann, ist ein diese Art von Darlehen eine hervorragende Möglichkeit, um sich schnell wieder zu entschulden.

Auch wer sich Planungssicherheit wünscht, ist mit einem Volltilgerdarlehen gut beraten. Weil der vereinbarte Zinssatz bis zum Vertragsende garantiert ist, kann man sicher sein, dass auch in Zukunft keine höheren Zinsen und damit Monatsraten fällig werden, selbst wenn der Marktzins wieder steigen sollte.

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Vorzeitiges Kündigen eines Volltilgerdarlehens – geht das?

Auch wenn bei dieser Darlehensvariante der Vertrag teilweise über 30 oder gar 40 Jahre abgeschlossen wird, ist es möglich, ihn vorzeitig nach 10 Jahren zu kündigen. Dies ist in Paragraf 489 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) geregelt und gilt für alle Darlehensverträge mit gebundenem Sollzinssatz, also auch für Volltilgerdarlehen.

Um dieses gesetzliche Sonderkündigungsrecht nutzen zu können, muss kein Grund genannt werden. Lediglich eine Kündigungsfrist von 6 Monaten ist zu beachten. Danach kann die Restschuld ganz oder teilweise getilgt werden, ohne dass eine Vorfälligkeitsentschädigung anfällt. Diese Möglichkeit wird oft genutzt, um zu einem anderen Kreditgeber mit passenderem Angebot zu wechseln.

Fazit: Vor- und Nachteile des Volltilgerdarlehens

Der klare Vorteil eines Volltilgerdarlehens besteht darin, dass nach Ablauf des Darlehensvertrags keine Restschuld mehr offen bleibt. Kreditnehmer können sich also sicher sein, dass sie mit Ende des Vertrags wieder schuldenfrei sein werden. Eine Anschlussfinanzierung wird demnach nicht benötigt.

Außerdem sprechen die günstigen Konditionen sowie über die gesamte Laufzeit garantierte Zinsen für ein Volltilgerdarlehen. Gleichzeitig können genau wie bei „normalen“ Darlehen Sondertilgungen vereinbart werden und nach 10 Jahren besteht ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht.

Der einzige Nachteil eines Volltilgerdarlehens ist in der Höhe der Darlehensrate zu sehen. Meistens ist diese deutlich höher als bei einem Darlehen mit Restschuld. Auch wenn dies unterm Strich zu geringeren Zinskosten führt, können die meisten Haushalte diese monatliche Belastung schlichtweg nicht stemmen.

Die Vorteile überwiegen dennoch ganz klar, sodass sich ein Volltilgerdarlehen immer dann lohnt, wenn die höhere Darlehensrate keine zu hohe finanzielle Belastung darstellt. Fragen Sie nicht nur Banken, sondern auch Versicherungen nach einem Volltilgerdarlehen. Meistens bieten sie lange Zinsbindungsfristen von bis zu 40 Jahren an, wodurch Sie die hohe monatliche Kreditrate senken können.

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Bildnachweis: Zivica Kerkez / Shutterstock.com

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