Ein grünes Modellhaus in einer Siedlung als Symbol für nachhaltiges Bauen?

Nachhaltiges Bauen: So bauen Sie ökologisch

Um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, setzen viele Menschen zunächst bei nachhaltigeren Reisemöglichkeiten oder dem Umstieg auf E-Autos an. Allerdings bieten auch Wohngebäude in dieser Hinsicht effiziente Ansatzpunkte. Laut Angaben der Bundesregierung wurden 2021 rund 15 Prozent der Gesamtmenge an CO2 hierzulande durch den Gebäudesektor verursacht. Wie Sie durch nachhaltiges Bauen Ihren Teil dazu beitragen können, diese Zahl zu senken, erfahren Sie hier.

Was ist nachhaltiges Bauen?

Ein mittlerweile geläufiger Begriff ist das Energieeffizienzhaus. Hierbei handelt es sich um ein Gebäude, das sich durch einen niedrigen Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust auszeichnet. Das Gebäude hilft also dabei, nachhaltig Energie zu sparen. Doch wer wirklich nachhaltig bauen möchte, gibt sich damit noch nicht zufrieden.

Ein Beispiel: Beim Energieeffizienzhaus kommt es lediglich auf die Effizienz der Dämmung an. Diese muss gut genug sein, um den Energiebedarf möglichst gering zu halten. Nachhaltiges Bauen hingegen berücksichtigt auch die Qualität der Dämmung. So wird hier etwa auf nachhaltige Materialien wie Schafwolle, Holzfaser, Flachs oder Hanf gesetzt – idealerweise aus regionalem Anbau, um einen unnötig langen Lieferweg zu vermeiden und um sichergehen zu können, dass das Material unter guten Arbeitsbedingungen gewonnen wurde.

Bei grüner Architektur wird außerdem immer der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet. So wird etwa schon beim Bau darauf geachtet, lediglich gut recycelbare Materialien zu verwenden. Immerhin soll auch ein späterer Abriss möglichst umweltschonend ablaufen.

Die 3 Prämissen des ökologischen Bauens

Wenn Sie ein nachhaltiges Wohngebäude bauen wollen, dann sollten Sie während des gesamten Planungs- und Bauprozesses die folgenden 3 Prämissen nachhaltiger Architektur beachten.

Ökonomie

Hierbei wird der wirtschaftliche Aspekt beleuchtet. Die Grundidee dabei ist, Verschwendung jeglicher Art zu vermeiden und die Bewirtschaftungskosten des Gebäudes langfristig niedrig zu halten. So können Sie als Bauherr etwa auf Lean Construction setzen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem der Bauprozess kritisch hinterfragt wird und alle unnötigen Schritte übersprungen werden. Hier kommt es auch meist zu einer Lebenszykluskostenanalyse. Während beim regulären Bauprozess lediglich die eigentlichen Baukosten betrachtet werden, werden hier alle zukünftigen Kosten geschätzt und addiert.

Ökologie

Hier geht es darum, den Energiebedarf möglichst gering zu halten. Dabei können Sie auf unterschiedliche Methoden und Hilfsmittel setzen: So können Sie etwa durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach selbst Strom generieren und mit einer Wärmepumpe effizient heizen. Eine Smart-Home-Anlage kann unterdessen dabei helfen, zielgerichtet zu heizen und unnötige Energieverschwendung zu vermeiden. Außerdem sollten Sie die Wohnfläche so wählen, dass sie ausreichend groß, aber nicht zu groß ist. Denn unnötiger oder nicht genutzter Wohnraum sorgt für einen Mehrbedarf an Energie und eine Verschwendung von Baumaterialien. In der ökologischen Dimension werden außerdem die Baumaterialien untersucht: Die Wahl sollte auf recycelbare Materialien aus nachhaltiger Produktion fallen.

Soziokultur

Beim nachhaltigen Bauen geht es nicht nur um das Gebäude, sondern auch um den Menschen darin. Die soziokulturelle Dimension soll gewährleisten, dass Wohlbefinden, Raumklima und Wohnkomfort möglichst gut sind. So werden hier Aspekte wie natürliche Beleuchtung, Schallschutz, Akustik, aber auch der Zugang zu Grünanlagen und sozialen Treffpunkten beleuchtet. Zu den Baumaßnahmen zählt unter anderem, dass auf lösemittelhaltige Anstriche und Werkstoffe verzichtet wird.

Übergeordnete Werte der soziokulturellen Dimension sind Lebensqualität und Gesundheit, aber auch Mobilität und Partizipation. Ziel ist es, dass das Gebäude langfristig genutzt werden kann, ohne dass der Bewohner Qualitätseinbußen oder Einschränkungen hinnehmen muss. Das Gebäude muss sich an die wechselnden Bedürfnisse des Bewohners anpassen lassen.

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Vor- und Nachteile von ökologischen Häusern

Die Entscheidung für oder gegen nachhaltiges Bauen will gut durchdacht sein. Denn es gibt Vor- und Nachteile, die gegeneinander abgewogen werden sollten:

Vorteile

Umweltschonend und klimafreundlich
Hohe Wohnqualität
Gutes Raumklima
Gebäude langfristig nutzbar
Langfristig niedrige Energiekosten durch höhere Effizienz
Hohe Wertstabilität
Fördermittel

Nachteile

Höhere Baukosten
Aufwendig in der Planung

Nachhaltige Baustoffe: Ein kleiner Überblick

Beim Besuch im Baumarkt scheint die Unterscheidung zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Baustoffen verhältnismäßig einfach. Nachhaltig ist, was ein Siegel trägt und als ökologisch beworben wird. Wer jedoch gänzlich ökologisch bauen will, der sollte ganz genau hinsehen. Denn es muss auf die gesamte Produktionskette geachtet werden. So scheint Holz als nachwachsender Rohstoff etwa besonders ökologisch, doch kann es bei Holz aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft zu Umweltschäden beim Abbau kommen. Auch die Haltbarkeit und Lebensdauer der Produkte spielt natürlich eine Rolle. Die nachfolgende Aufzählung dient entsprechend nur zur groben Orientierung. Achten Sie bei der Wahl Ihrer individuellen Baustoffe auch auf Herkunft, Lieferwege und Haltbarkeit.

Beispiele für ökologische Baustoffe:

  • Holz
  • Hanf
  • Stroh
  • Kalk
  • Kies
  • Lehm
  • Sandstein
  • Ton
  • Kork
  • Schafwolle
  • Flachs
  • Schilf
  • Reet
  • Naturstein

Kosten: Was kostet ein nachhaltiges Gebäude?

Die schlechten Nachrichten zuerst: Wenn Sie sich ein nachhaltiges Gebäude wünschen, müssen Sie aller Wahrscheinlichkeit nach beim Bau etwas tiefer in die Tasche greifen. Ökologische Baustoffe aus sozial vertretbarer Herstellung und mit kurzen Lieferwegen kosten leider nach wie vor mehr als reguläre Baumaterialien. Der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB) zufolge war ökologisches Bauen im Jahr 2020 zwischen 2 und 10 Prozent teurer als ein Standard-Bau. Wie viel Sie am Ende genau zahlen müssen, lässt sich nicht pauschal sagen, da dies immer von Faktoren wie Größe, Ausstattung und Bauart des Hauses abhängt.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Da beim nachhaltigen Bauen immer eine Lebenszyklusanalyse erfolgt, bei der auch ökonomische Aspekte eine wichtige Rolle spielen, sind die Folgekosten meist geringer als bei regulären Wohngebäuden. Sie dürfen sich so langfristig über eine bessere Energieeffizienz und entsprechend über geringere Bewirtschaftungskosten freuen. Ziel sollte es immer sein, dass Sie während der gesamten Nutzungsdauer des Gebäudes am Ende nicht mehr zahlen als bei einem nicht ökologisch gebauten Haus. Bedenken Sie auch, dass immer mehr Menschen auf Nachhaltigkeit achten und dass eine ökologische Bauweise bei einem späteren eventuellen Verkauf den Preis nach oben treiben kann.

Was bringt mir eine Green Building Zertifizierung?

Wenn Sie nachhaltig bauen, können Sie Ihr Gebäude als Green Building zertifizieren lassen. Aktuell sorgen die meisten dieser Zertifikate allerdings lediglich für eine gute Außenwirkung und später potenziell für einen höheren Verkaufspreis. Allerdings sollten Sie – wie beim Bauen selbst – in die Zukunft denken: Nachhaltigkeit wird in allen Lebensbereichen immer wichtiger und es gibt mehr und mehr regulatorische Vorgaben. Schaden kann ein Zertifikat also nicht. Das unterstreicht auch der Trend: Während es 2013 lediglich 550 nachhaltig zertifizierte Gebäude gab, waren es 2021 schon 2.600.

DGNB, LEED und Co: Wer vergibt Nachhaltigkeitszertifikate?

Aktuell gibt es kein einheitliches Nachhaltigkeitszertifikat, sondern verschiedene Stellen, die jeweils leicht abweichende Prüfaspekte in den Vordergrund stellen. Die wichtigsten sind:

  • BNK: Die Abkürzung steht für „Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau“. Das BNK-Siegel erhalten Sie vom Bundesumweltministerium, das insgesamt knapp 20 Prüfkriterien bewertet.
  • DGNB: Rund 40 Kriterien wendet die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen an. Die bewerteten Gebäude werden dabei in 4 Stufen unterteilt: Bronze, Silber, Gold und Platin.
  • LEED: Bis zu 100 Punkte kann eine Immobilie bei der US-Amerikanischen LEED-Zertifizierung erreichen (Leadership in Energy and Environmental Design). Auch hier kommt ein Stufensystem zur Anwendung, das zwischen Silber-, Gold- und Platin-Gebäuden unterscheidet.

Gibt es KfW-Fördermittel für nachhaltiges Bauen?

Lange Zeit wurde bei Fördermitteln ausschließlich die Energieeffizienz eines Gebäudes betrachtet. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) änderte dies mit Einführung des Programms „Klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude“ (297, 298). Hier erhalten Sie einen zinsgünstigen Förderkredit von bis zu 150.000 Euro, wenn Sie ein Wohngebäude bauen, das die folgenden Konditionen erfüllt:

  • Effizienzhaus-Stufe 40
  • Anforderungen des „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus“ (QNG-PLUS) oder des „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Premium“ (QNG-PREMIUM), bestätigt durch Nachhaltigkeitszertifikat

Als Voraussetzung für den Förderkredit muss ein Berater für Nachhaltigkeit hinzugezogen werden, der bei der Planung unterstützt und die Einhaltung der Nachhaltigkeitsaspekte überprüft.

Fazit: Nachhaltiges Bauen ist weit mehr als eine gute Energieeffizienz

Wenn hierzulande von nachhaltigem Bauen die Rede ist, wird häufig lediglich die Energieeffizienz betrachtet. Tatsächlich bedeutet nachhaltiges Bauen jedoch weit mehr: So wird immer der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes analysiert. Das fängt bei der Wahl der Baustoffe an und endet bei der Zimmeraufteilung, die langfristig gute Nutzbarkeit und eine hohe Wohnqualität gewährleisten soll. Zwar ist nachhaltiges Bauen laut DGNB bis zu 10 Prozent teurer als eine konventionelle Bauweise, doch profitieren Sie langfristig von niedrigeren Folgekosten. Über die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes gerechnet, sollten Ihnen durch eine nachhaltige Bauweise insgesamt keine Mehrkosten entstehen.

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Bildnachweis: J Duggan / Shutterstock.com

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