2 Holzwürfel mit Prozentzeichen und Pfeil als Symbole für das Zinsänderungsrisiko

Was kann man gegen das Zinsänderungsrisiko tun?

Wer Geld anlegt oder einen Kredit aufnimmt, geht immer das Risiko ein, dass sich das Zinsniveau ändert. Während Anleger Einnahmeverluste erleiden können, wenn die Zinsen sinken, kann die Baufinanzierung für Darlehensnehmer durch Zinssteigerungen teurer werden. Im Folgenden erfahren Sie, welche Gefahr durch das Zinsänderungsrisiko besteht und wie Sie diese am besten minimieren.

Definition Zinsänderungsrisiko: Worin besteht die Gefahr?

Das Zinsänderungsrisiko ist die Gefahr, dass sich Zinsertrag oder Zinsbelastung verändern. Zu unterscheiden ist das Zinsänderungsrisiko für Anleger und Schuldner. Bei einer Geldanlage besteht das Risiko entgangener Einnahmen: Steigen die Kapitalmarktzinsen während der Anlagedauer, könnte der Investor das Geld theoretisch zu einem höheren Zinssatz anlegen. Da ihm das in der Regel während der Laufzeit nicht möglich ist, geht er also mit jeder Geldanlage das Risiko ein, dass er nicht die eigentlich möglichen Rendite erzielt.

Bei einer Baufinanzierung dagegen besteht für den Darlehensnehmer die Gefahr, dass die Zinsbelastung nach einer Erhöhung der Kapitalmarktzinsen deutlich steigen kann: Dieses Zinsänderungsrisiko besteht, wenn die Zinsbindung ausläuft und eine Prolongation oder Umschuldung nur zu einem höheren Zinssatz möglich ist. Auch bei variablen Baudarlehen sind höhere Kosten durch eine Zinserhöhung denkbar.

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Wie kann ich das Zinsänderungsrisiko bei einer Baufinanzierung minimieren?

Das Risiko einer Zinserhöhung können Sie durch Wahl einer langen Laufzeit minimieren. Entscheiden Sie sich für eine Zinsbindung von 20 Jahren, haben Sie einen großen Teil des Darlehens innerhalb dieser Frist bereits getilgt. Allerdings müssen Sie sich das auch leisten können. Denn Banken verlangen mehr Zinsen, je länger die Zinsfestschreibung läuft. Dafür sind Sie aber für einen langen Zeitraum vor Zinsanpassungen geschützt. Selbst wenn die Zinsen zum Zeitpunkt der Anschlussfinanzierung angestiegen sind, sollte das aufgrund der geringeren Restschuld für Sie als Kreditnehmer finanzierbar sein.

Wie sich die Restschuld nach einer Zinsbindung von 10 oder 20 Jahren entwickelt, zeigt das folgende Beispiel:

 Zinsbindung 5 JahreZinsbindung 10 JahreZinsbindung 20 Jahre
Darlehen250.000 €250.000 €250.000 €
Zinssatz2,51 %2,89 %3,09 %
Tilgung2 %2 %2 %
Rate939,58 €1.018,75 €1.060,42 €
Restschuld223.864,65 €192.660,61 €112.623,53 €

Das Zinsänderungsrisiko im Beispiel sinkt mit der Entscheidung für eine längere Zinsbindungszeit. Wählen Sie eine Festschreibung von 20 Jahren, haben Sie bei einer 2-prozentigen Tilgung bereits mehr als die Hälfte Ihrer Schuld getilgt und ein höherer Zinssatz wirkt sich bei einer Anschlussfinanzierung von rund 100.000 Euro nicht deutlich aus.

Allerdings umgehen Sie dadurch nur das Risiko einer Zinserhöhung. Es gibt auch ein umgekehrtes Zinsänderungsrisiko. Dieses wirkt sich dann aus, wenn Sie eine langfristige Zinsbindung vereinbart haben, das Zinsniveau aber während der Laufzeit sinkt. Sie kommen dann nicht in den Genuss der gesunkenen Zinsen, da Sie an die vertraglichen Vereinbarungen gebunden sind. Allerdings ist dieses Risiko per Gesetz eingeschränkt: Eine Baufinanzierung kann lt. §489 BGB nach 10 Jahren mit einer Frist von 6 Monaten gekündigt werden, auch wenn die Zinsbindung noch nicht ausgelaufen ist.

Wenn Sie das Zinsänderungsrisiko komplett ausschalten möchten, ist ein Volltilgerdarlehen eine ausgezeichnete Finanzierungsvariante. Dabei tilgen Sie die gesamte Darlehensschuld innerhalb der Zinsbindungsfrist und müssen sich so keine Gedanken um eine Anschlussfinanzierung machen.

Eine Alternative ist das Forward-Darlehen, mit dem Sie sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern. Behalten Sie bereits vor dem Auslaufen der Baufinanzierung den Kapitalmarkt im Blick. Rechnen Sie in der Zukunft mit steigenden Zinsen, können Sie sich die aktuell gültigen Konditionen mit einem Forward-Darlehen sichern. Möglich ist das bis zu 66 Monate vor der anstehenden Anschlussfinanzierung. Für die vorzeitige Konditionsvereinbarung berechnet die Bank einen Zinsaufschlag, der sich aus der Laufzeit des Forward-Darlehens ableitet.

Warum ist es bei einem Baufinanzierungsdarlehen wichtig, die Zinsentwicklung zu beobachten?

Damit Sie rechtzeitig gegensteuern können, sollten Sie die Zinsentwicklung im Blick behalten. Steigt der Zinssatz bei der Anschlussfinanzierung deutlich an, geht dies für Sie mit einer höheren Ratenbelastung einher.

Das folgende Beispiel zeigt, wie sich im Falle einer Anschlussfinanzierung in Höhe von 150.000 Euro die Kreditrate bei höheren Zinssätzen verändert:

ZinsenTilgungKreditrate
2 %2 %500 €
4 %2 %750 €
6 %2 %1.000 €

Ein Anstieg der Zinsen hat demnach eine erhebliche Auswirkung auf die Höhe der Kreditrate.

Fazit: Zinsänderungsrisiko bei der Baufinanzierung möglichst minimieren

Das Zinsänderungsrisiko ist vor allem bei Anschlussfinanzierungen und variablen Darlehen von Bedeutung. Als Darlehensnehmer sollten Sie die Zinsentwicklung genau verfolgen, um gegebenenfalls rechtzeitig gegenzusteuern, wenn die Kapitalmarktzinsen steigen. Gerade bei einer langfristigen Finanzierung ist kaum abzusehen, wie sich die Zinsen in der Zukunft entwickeln werden. Unter Umständen lohnt sich ein Forward-Darlehen, das Sie bis zu 66 Monate vor Ablauf der Sollzinsbindung abschließen können, um sich einen attraktiven Anschlusszins zu sichern. Darum ist es wichtig, auch während der Zinsbindungsphase Ihrer Finanzierung den Kapitalmarkt im Blick zu behalten.

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Bildnachweis: Dmitry Demidovich / Shutterstock.com

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