Ein mobiles Tiny House an einem Auto

Tiny House: klein, aber oho

Tiny Houses bieten besten Wohnkomfort auf kleinstem Raum. Die Idee stammt ursprünglich aus den USA: Dort konnten sich viele Menschen infolge der Finanzkrise im Jahr 2007 keinen Wohnraum mehr leisten und stiegen daher auf die praktischen Minihäuser um. In den USA handelt es sich dabei um kleine Häuschen mit einer Grundfläche von maximal 37 Quadratmetern. Auch in Deutschland liegen die mobilen Minihäuser voll im Trend. Steigende Wohnkosten, der Wunsch nach einem nachhaltigen Leben und andere persönliche Gründe machen die winzigen Häuser beliebt. Im Folgenden erfahren Sie, welche gesetzlichen Vorschriften gelten, welche Arten von Tiny Houses es gibt und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen, wenn Sie sich ein solches kaufen möchten.

Was ist ein Tiny House?

Während es in den USA klare Vorgaben im Baugesetz gibt, fehlt in Deutschland die Definition, wann es sich um ein Tiny House handelt. Üblicherweise sind die Häuser 15 bis 45 Quadratmeter groß. Handelt es sich um mobile Tiny Houses, ergibt sich die Größe aus den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung. Bei einem Transport gelten folgende Maße als Maximalbegrenzung für einen Anhänger:

  • Breite: 2,55 m
  • Länge: 7 m
  • Höhe: 4 m

Zudem darf das Gesamtgewicht 3,5 Tonnen inklusive Zugfahrzeug nicht überschreiten.

Wenn Sie dauerhaft in einem Tiny House wohnen möchten, benötigen Sie verschiedene Genehmigungen. Auch eine Baugenehmigung ist einzuholen. Da das Baurecht in den Händen der jeweiligen Kommunen liegt, sollten Sie idealerweise zunächst Kontakt mit dem örtlichen Bauamt aufnehmen, wenn Sie über ein Tiny House nachdenken.

Welche Arten von Tiny Houses gibt es?

Es gibt 3 verschiedene Arten von Tiny Houses:

  • Tiny House on Wheels
  • Minihaus
  • Modulhaus

Das Tiny House on Wheels (THOW) ist die mobile Variante des Minihauses. Das Haus verfügt über eine eigene Radachse und lässt sich mittels Anhängerkupplung zum Wunschstandort transportieren. Durch die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung sind Größe und Gewicht bei diesen Modellen begrenzt.

Ein Mini- oder Mikrohaus hat eine Wohnfläche von maximal 100 Quadratmetern, wobei in Deutschland 50 Quadratmeter die Regel sind. Die Fläche kann sich auf 2 Etagen verteilen. Üblicherweise bestehen die Minihäuser aus Holz, es gibt aber auch Modelle aus Stein, Kunststoff oder Stroh.

Modulhäuser werden in Containerbauweise errichtet und bestehen häufig aus alten Schiffscontainern. Ideal ist diese Bauweise, um bestehende Tiny Houses zu erweitern. Modulhäuser sind 15 bis 100 Quadratmeter groß und sehr variabel, da auch Aufstockungen und Anbauten möglich sind.

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Welche gesetzlichen Vorschriften gibt es für ein Tiny House?

Auf dem Markt gibt es inzwischen zahlreiche Anbieter für die beliebten Häuser. Überall aufstellen dürfen Sie das kleine Eigenheim jedoch nicht. Wenn Sie das Haus auf ein Grundstück stellen möchten, handelt es sich nach den Regelungen der Landesbauordnungen um ein Gebäude der Gebäudeklasse 1. Ob das Gebäude auf Rädern oder einem Fundament steht, ist dabei unerheblich. Bei einem Tiny House, das länger als 3 Monate an einem Ort steht, geht man von einer ortsfesten Nutzung aus.

Auf einem Grundstück, das nicht für Wohnzwecke geeignet ist, ist das Aufstellen eines Tiny House verboten. Zulässig sind die kleinen Häuser auf erschlossenen Grundstücken, auf denen dauerhaftes Wohnen erlaubt ist. Dabei ergeben sich für die Minihäuser 3 verschiedene Möglichkeiten:

  • Kleinsiedlungen, Wohngebiete oder Gebiete für besondere Wohnformen
  • Wochenend- oder Ferienhausflächen, die der Erholung dienen (in diesem Fall darf das Tiny House weniger als 4 Monate jährlich bewohnt werden)
  • Campingplätze (Erstwohnsitzanmeldung möglich, wenn die Gemeinden das für den Platz gestatten)

Ein Tiny House, das Sie dauerhaft bewohnen, muss an das örtliche Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen sein und auch über einen Anschluss an das öffentliche Straßennetz verfügen. In einigen Kommunen gibt es Angebote für autarke Plätze für Tiny Houses – hier kommt es auf die jeweiligen Projekte an. So ist es beispielsweise möglich, eine Kleinkläranlage zu betreiben und auf den Anschluss an das Abwasser zu verzichten. Grundsätzlich gelten immer die Vorgaben der einzelnen Kommunen.

Mit einer Bauvoranfrage klären Sie, ob Sie Ihr Vorhaben am geplanten Standort realisieren können.

Was kostet ein Tiny House?

Im Vergleich zu einem klassischen Einfamilienhaus sind die Kosten für ein Tiny House geringer. Was Sie für Ihr Häuschen bezahlen, ist von der Art des Hauses, der Ausstattung und der Größe abhängig. Zudem kommt es darauf an, ob Sie sich für ein schlüsselfertiges Modell, einen Fertigbausatz oder ein individuelles Bauvorhaben entscheiden.

Die folgende Übersicht zeigt, mit welchen Kosten überschlägig zu rechnen ist:

Tiny House ArtKosten
Fertigbausatz24.000–36.000 €
Modulhaus34.000–42.000 €, zzgl. ca. 20.000 € für Ausstattung
Schlüsselfertiges Tiny HouseAbhängig von Größe und Ausstattung, ab 45.000 €
MinihausEtwa 2.500 € pro m², bei 50 m² also 125.000 €

Neben den Kosten für das Tiny House fallen weitere Ausgaben wie Erschließungskosten und der Kaufpreis für das Grundstück an.

Tiny House Finanzierung – wie bewältige ich die Kosten?

Eine klassische Baufinanzierung gewähren Banken erst bei Kreditbeträgen ab 30.000 Euro oder 50.000 Euro. Einige Banken bieten inzwischen spezielle Finanzierungen für Tiny Houses ab einer Kreditsumme von 10.000 Euro an. Möglich ist auch die Finanzierung über einen Bausparvertrag. Die Kreditgewährung kommt bei geringen Beträgen in der Regel ohne eine Grundschuldeintragung aus. Üblicherweise sind diese Kredite im Gegensatz zu einer Baufinanzierung innerhalb von 10 Jahren zurückzuzahlen. Durch die kurze Laufzeit ergibt sich damit eine hohe Tilgung.

Wenn Sie nicht nur das Häuschen, sondern auch ein Grundstück finanzieren möchten, ist das mit einem Hypothekendarlehen möglich. In diesem Fall wird als Sicherheit eine Grundschuld eingetragen und Sie profitieren von einem zinsgünstigen Kredit für das Tiny House mit einer längeren Laufzeit.

Idealerweise nehmen Sie nicht die gesamte Investitionssumme als Kredit auf, sondern bringen eigenes Kapital in Ihr Vorhaben ein. Das erhöht die Chancen auf eine Kreditzusage und attraktive Konditionen erheblich.

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Vor- und Nachteile eines Tiny House – lohnt sich diese Wohnform für mich?

Wer sich mit der eher minimalistischen Wohnform mit wenig Platz anfreunden kann, liegt mit einem Tiny House richtig. Für einen Single oder ein Paar ist ein Minihaus vermutlich eine gute Wahl, für eine mehrköpfige Familie ist das Raumangebot zu gering. Es kommt also auf Ihre Lebenssituation an, ob sich ein Tiny House lohnt.

Vorteile:

Geringe Baukosten
Geringere Grundstückskosten, da ein kleineres Grundstück ausreicht
Kosten für Inneneinrichtung sind überschaubar
Beim Tiny House on Wheels ist der Umzug an einen anderen Ort möglich

Nachteile:

Nicht geeignet für größere Familien
Nicht barrierefrei bei zweiter Ebene im Falle der Ausnutzung der Grundfläche
Begrenzungen durch die Straßenverkehrsordnung bei mobilen Tiny Houses
Perfekte Planung für effiziente Nutzung notwendig
Einhaltung verschiedener baurechtlicher Verordnungen
Anmelden eines Erstwohnsitzes oft nicht möglich
Errichtung nur auf erschlossenem Grundstück möglich

Fazit: Tiny House als interessante Wohnalternative

Wer sich gern den Traum vom Häuschen im Grünen erfüllen möchte, sich ein klassisches Einfamilienhaus jedoch nicht leisten kann, für den ist das Tiny House eine interessante Alternative. Gerade junge Leute, die mit wenig Eigenkapital starten, profitieren von den bezahlbaren Minihäusern. Auch in Regionen mit knappem Wohnungsangebot und hohen Mieten kann das Tiny House die Rettung für Wohnungssuchende sein.

Wichtig ist, sich die Bestimmungen der jeweiligen Baubehörde genau anzuschauen, da bei der Planung und Errichtung verschiedene Vorgaben zu beachten sind. Möglich ist auch ein Tiny House auf einem Campingplatz, wobei der Platz ebenfalls verschiedene rechtliche Vorgaben erfüllen muss. Unter Umständen ist es sinnvoll, sich für einige Zeit in einem mobilen Heim einzumieten, um zu schauen, ob das minimalistische Leben zur eigenen Situation passt.

Inzwischen gibt es eine breitgefächerte Palette von Anbietern für Tiny Houses, sodass für jede Preislage und jeden Geschmack das richtige Minihaus vorhanden ist.

Bildnachweis: inrainbows / Shutterstock.com

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