Zwei Männer tragen einen Holzbalken, sie wollen ihr Haus selber bauen

Haus selber bauen: Einsparpotenzial, Vorteile, Risiken

Wer handwerklich geschickt ist und sich demnächst den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen möchte, der kann durch Eigenleistung eine Menge Geld sparen. Angefangen bei einfachen Tätigkeiten wie dem Verlegen von Parkett bis hin zu ambitionierten Arbeiten wie der aktiven Mithilfe beim Rohbau: Bauherren können sich beim Hausbau stark einbringen und nahezu das gesamte Haus selbst bauen. Doch Vorsicht: Gehen Sie das Vorhaben besser realistisch und gut vorbereitet an, denn Fehler sind teuer.

Kann man sein Haus selber bauen?

Eines vorab: Gänzlich im Alleingang können Sie Ihr Traumhaus nicht bauen. Bevor Sie den ersten Spatenstich setzen, benötigen Sie eine Baugenehmigung für Ihr Vorhaben, doch den Bauantrag können nur Personen mit Bauvorlageberechtigung für Sie stellen. Das bedeutet, dass Sie zumindest ganz am Anfang einen Architekten oder Bauingenieur hinzuziehen müssen. Wenn Sie über das nötige Wissen verfügen, können Sie Bauplan und Grundriss selbstverständlich selbst entwerfen, doch müssen Sie diese anschließend einem Experten vorlegen. Dieser kümmert sich dann um die Baugenehmigung.

Eine Ausnahme besteht nur dann, wenn Ihr Haus gar nicht dem Baurecht unterliegt. Dies wäre etwa dann der Fall, wenn Sie ein Tiny House auf einem Anhänger errichten wollen und dieses ausschließlich für die Nutzung als Wohnmobil im Urlaub dienen soll.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, wenn ich mein Haus selbst bauen will?

Nicht jeder kann und sollte sein Haus selbst bauen oder sich aktiv am Bau beteiligen. Lassen Sie sich das Ganze gut durch den Kopf gehen und nehmen Sie den Hausbau nur dann selbst in Angriff, wenn Sie die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Dazu zählen vor allem folgende:

  • Sie haben ausreichend Zeit.
  • Sie sind belastbar und stressresistent.
  • Ihre Familie ist mit an Bord und hält Ihnen den Rücken frei.
  • Sie zeichnen sich durch Organisationstalent und gutes Zeitmanagement aus.
  • Sie können auf die Hilfe von Familie und Freunden setzen.
  • Sie können Ihre handwerklichen Fähigkeiten gut und realistisch einschätzen.
  • Sie scheuen nicht davor zurück, einen Experten hinzuzuziehen oder Arbeiten abzugeben.

Gut zu wissen


Ganz allein wird der Hausbau zur Mammutaufgabe. Besser ist es, auch Freunde und Familie mit einzuspannen. Damit diese gut abgesichert sind, sollten Sie alle freiwilligen, privaten Helfer bei der Berufsgenossenschaft BG Bau versichern. Die Versicherung wird nach Stundensatz abgerechnet und schlägt mit bis zu 2 Euro pro Stunde zu Buche. Auch sich selbst können Sie bei der BG Bau versichern oder alternativ eine private Bau-Unfallversicherung abschließen.

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Kosten und Einsparpotenzial: Wie viel kann ich durch Eigenleistung beim Hausbau sparen?

Der größte Vorteil der Eigenleistung beim Hausbau liegt auf der Hand: Beteiligen Sie sich aktiv und nehmen Sie kleinere oder auch größere Arbeiten selbst vor, können Sie natürlich einiges an Geld sparen. Experten gehen davon aus, dass Bauherren im Durchschnitt 20 Prozent der Kosten einsparen können, wenn sie selbst Hand anlegen.

Ein Rechenbeispiel: Ein Massivhaus kostet hierzulande etwa 1.200 bis 2.000 Euro pro Quadratmeter. Das bedeutet, dass Sie für ein 150 Quadratmeter großes Einfamilienhaus mit reinen Baukosten von 180.000 bis 300.000 Euro rechnen müssen. Bei einer Ersparnis von 20 Prozent würden sich die Kosten um 36.000 Euro beziehungsweise um 60.000 Euro reduzieren.

Wie viel Sie am Ende wirklich sparen können, hängt hauptsächlich davon ab, welche Arbeiten Sie selbst übernehmen. Grundsätzlich können Sie sich merken: Je höher der Arbeitsanteil ausfällt, desto höher ist die Ersparnis bei den einzelnen Gewerken. So kostet das Material für den Rohbau etwa wenig, jedoch sind hierfür zahlreiche Arbeitsstunden einzurechnen. Kümmern Sie sich selbst um den Rohbau, können Sie die Quadratmeterkosten um bis zu 500 Euro senken. Der Einbau von Türen hingegen geht schnell und die Arbeitskosten sind entsprechend zu vernachlässigen. Das Teure daran ist die Tür selbst, weshalb das Einsparpotenzial eher gering ist.

Überblick: Kostenersparnis bei den einzelnen Gewerken

  • Isolieren von Heizungsrohren: bis zu 100 %
  • Maler- und Tapezierarbeiten: bis zu 80 %
  • Verputzen: bis zu 70 %
  • Rohbauarbeiten: bis zu 60 %
  • Trockenbauarbeiten: bis zu 60 %
  • Fliesen verlegen: bis zu 50 %
  • Boden verlegen: bis zu 50 %
  • Einbau von Fenstern und Türen: bis zu 20 %
  • Hilfe beim Verlegen von Heizungsrohren: bis zu 20 %
  • Hilfe bei Elektro- und Sanitärinstallation: bis zu 15 %

Wenn Sie den eigenen Hausbau planen und selbst aktiv tätig werden wollen, sollten Sie Ihr handwerkliches Geschick hinsichtlich der jeweiligen Gewerke realistisch einschätzen. Dinge wie Elektro- und Sanitärinstallationen sind in den meisten Fällen Fachleuten zu überlassen. Hier können Sie lediglich Ihre Hilfe anbieten und nach vorheriger Absprache dem Experten zuarbeiten. Auch den Rohbau sollten nur die allerwenigsten Bauherren selbst übernehmen, da Fehler an dieser Stelle besonders massive Auswirkungen haben. So können undichte Stellen oder ein schiefes Fundament dazu führen, dass der gesamte Rohbau unbrauchbar ist und dass noch einmal von vorn begonnen werden muss. Sehen Sie also besser davon ab, Ihr Haus selbst zu mauern. Alles, was maximal mit optischen Makeln einhergeht, können Sie jedoch verhältnismäßig problemlos selbst übernehmen: Hierzu zählen vorrangig Innenausbauarbeiten wie etwa das Verlegen von Laminat oder das Streichen der Wände. Fehler sind hier zwar ärgerlich, aber einigermaßen schnell und günstig behoben.

Kostenersparnis durch Selbstorganisation des Hausbaus

Massiv können Sie die Gesamtkosten senken, wenn Sie nicht nur selbst handwerklich tätig werden, sondern wenn Sie die Koordination des Baus übernehmen. Entscheiden Sie sich gegen einen Bauleiter und für die Selbstorganisation, so können Sie die Gesamtkosten für Ihren Hausbau um bis zu 20 Prozent senken. Allerdings müssen Sie bedenken, dass dies Ihre volle Aufmerksamkeit und ein hohes Zeitinvestment fordert. Es dürfte unmöglich sein, dies parallel zu einem Vollzeitjob zu bewerkstelligen. Befinden Sie sich hingegen etwa in Elternzeit und haben Sie Familie in der Nähe, die sich zwischenzeitlich um die Kinder kümmert, so könnte der Hausbau in Eigenregie möglich sein. Müssten Sie sich unbezahlten Urlaub für die Baukoordination nehmen, sollten Sie gut durchkalkulieren, ob sich das Vorhaben auch wirklich lohnt.

Des Weiteren müssen Sie sich darüber bewusst sein, dass zeitliche Verzögerungen aufgrund von Planungsfehlern teuer werden können: Werden Termine nicht eingehalten und haben Handwerker aufgrund der ursprünglichen Planung andere Aufträge abgelehnt, drohen Ihnen Schadensersatzforderungen.

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Haus selber bauen: Die Vor- und Nachteile

Die meisten Bauherren entscheiden sich aus einem einfachen Grund für den Hausbau in Eigenregie: die zu erwartende Kostenersparnis. Doch darüber hinaus gibt es noch einige andere Vorteile, die Eigenleistung mit sich bringt: So können Sie sich als handwerklich geschickter Bauherr sehr frei austoben und sicherstellen, dass das Endresultat auch wirklich Ihren Wünschen und Anforderungen entspricht.

Außerdem wirkt sich Eigenleistung beim Hausbau auch positiv auf Ihre Finanzierung aus, denn viele Banken erkennen diese als Eigenkapital an. Durch die sogenannte Muskelhypothek können Sie nicht nur die Darlehenssumme senken, sondern Ihre Eigenkapitalquote je nach Ausmaß der Eigenleistung um 10 bis 30 Prozent erhöhen. Dies sorgt wiederum dafür, dass die Bank Ihnen ein besseres Angebot mit niedrigeren Kreditzinsen machen wird.

Vorteile im Überblick

Kostenersparnis
Größerer Einfluss auf Endresultat
Höhere Eigenkapitalquote
Niedrigere Darlehenssumme
Potenziell bessere Kreditkonditionen

All diesen Vorteilen stehen jedoch auch zahlreiche Nachteile und Risiken gegenüber. Entscheiden Sie sich dafür, Ihr Haus selbst zu bauen, benötigen Sie viel Zeit sowie Nerven aus Drahtseil. Unterschätzen Sie die Aufgabe nicht und seien Sie sich bewusst, dass nur in den allerseltensten Fällen alles exakt nach Plan läuft. Darüber hinaus sollten Sie einkalkulieren, dass der Hausbau in Eigenregie meist mit einer längeren Bauzeit einhergeht. Und Zeit ist Geld. Unter Umständen müssen Sie dadurch länger zur Miete wohnen und auch die laufenden Kosten für die Baustelle erhöhen sich durch die längere Bauzeit.

Was die Kostenersparnis angeht, so dürfen Sie diese in keinem Fall überschätzen: Handwerker erhalten meist Mengenrabatt oder haben Zugang zum Großhandel, Sie als Laie hingegen müssen die regulären Verbraucherpreise zahlen. Des Weiteren sollten Sie Zusatzkosten für speziell zu kaufende Werkzeuge oder Maschinen mit einrechnen.

Dringend bewusst müssen Sie sich darüber sein, dass die Gewährleistung entfällt, wenn Sie selbst Hand anlegen. Unterläuft einem Handwerker ein Fehler, können Sie diesen zur Nachbesserung auffordern oder gegebenenfalls auf eine Preisminderung bestehen. Unterläuft Ihnen hingegen selbst ein Fehler, müssen Sie die Korrektur aus eigener Tasche bezahlen. Besonders kostspielig wird das Ganze, wenn Sie den Fehler erst nach Jahren bemerken: Erweist sich etwa die selbst angebrachte Dämmung als undicht, kann dies ein hohes Schimmelrisiko nach sich ziehen. Das Aufreißen der Wände und die Nachbesserung der Dämmung gehen mit hohen Folgekosten einher. Auch eine fehlerhafte Planung kann Sie teuer zu stehen kommen, wenn Termine nicht eingehalten werden können und Handwerker Schadensersatzansprüche gegen Sie geltend machen.

Nachteile im Überblick

Stress
Hohes Zeitinvestment
Längere Bauzeit (und dadurch resultierende Mehrkosten)
Keine Händlerpreise für Material
Zusatzkosten für Werkzeug
Keine Gewährleistung
Fehler kosten Zeit und Geld
Potenzielle Schadensersatzforderungen bei Verzögerung

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Welche Haustypen eignen sich am besten für den Eigenbau?

Von Fertig- bis Massivhaus und von Tiny House bis Bungalow: Es gibt zahlreiche Arten von Häusern. Manche davon eignen sich besser für den Hausbau in Eigenregie, manche weniger. Zu Letzteren zählt etwa das Massivhaus, das sich meist durch Wände aus Beton, Mauerwerk oder Stahl auszeichnet. Hier sollten Sie den Rohbau Experten überlassen und höchstens den Innenausbau selbst übernehmen. Wollen Sie Ihr Haus selber bauen, eignen sich hingegen Bausatzhäuser und Tiny Houses dagegen verhältnismäßig gut.

Fertighaus selber bauen

Wenn Sie sich für ein Fertighaus entscheiden, können Sie vorab festlegen, wie viel Eigenleistung Sie einbringen wollen. Denn Fertighäuser gibt es in unterschiedlichen Ausbaustufen:

  • Schlüsselfertiges Haus: Ist der Bau eines schlüsselfertigen Hauses vollendet, können Sie häufig direkt einziehen und müssen keine Arbeiten mehr übernehmen. Doch lesen Sie das Kleingedruckte aufmerksam durch, denn der Begriff „schlüsselfertig“ ist nicht einheitlich definiert. Es kann durchaus sein, dass das Haus nicht bezugsfertig übergeben wird und dass Sie den Innenausbau selbst durchführen müssen.
  • Ausbauhaus: Bei einem Ausbau- oder Mitmachhaus kümmern sich Profis meist um das Errichten des Hauses sowie um Dinge wie Elektro- und Sanitärinstallation. Alles andere übernimmt der Bauherr selbst. Auch hier sollten Sie Ihren Vertrag genau prüfen und nachsehen, welche Arbeiten am Ende noch auf Sie zukommen werden. Beim Ausbauhaus können Sie gegenüber einem schlüsselfertigen Haus bis zu 50.000 Euro sparen.

Holzhaus / Blockhaus selber bauen

Ein Blockhaus ist ein Haus, das ausschließlich aus Holz gebaut und oft als Bungalow konzipiert wird. Einige Hersteller bieten dieses als Bausatz zum Selberbauen an. Häufig können Sie als Bauherr vorab an Schulungen oder Workshops teilnehmen, wo der Bauprozess ausführlich erklärt wird. Teils gibt es auch einen sogenannten Richtmeister, der die einzelnen Bauabschnitte kontrolliert, sodass das Fehlerpotenzial eher gering ist.

Die Kosten für einen derartigen Blockhaus-Bausatz hängen von zahlreichen verschiedenen Faktoren wie Ausstattung, Größe und Materialwahl ab und sind nur schwer pauschal zu beziffern.

Tiny House selber bauen

Platzsparend und kosteneffizient: Tiny Houses sind aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile voll im Trend und erlauben es auch Bauherren mit sehr geringem Budget, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Online lassen sich zahlreiche Anleitungen und Baupläne für Tiny Houses finden, die handwerklich geschickte Bauherren verhältnismäßig einfach umsetzen können. Auch Bausätze werden von zahlreichen Herstellern angeboten. Selbst beim Tiny House ist jedoch in den meisten Fällen eine Baugenehmigung nötig, weshalb es nicht gänzlich ohne Architekten oder Bauingenieur geht.

Der „große Bruder“ des Tiny House ist das sogenannte Minihaus, das meist mehr als 50 Quadratmeter groß ist. Auch Minihäuser gibt es etwa als Fertighäuser in Ausbaustufe, wodurch Sie gleich doppelt sparen: Die geringe Wohnfläche sorgt gepaart mit viel Eigenleistung dafür, dass Ihr kleines Häuschen am Ende besonders günstig ausfällt.

Fazit: Unterschätzen Sie den Bau in Eigenregie nicht

Eines ist klar: Wenn Sie Ihr Haus selber bauen, können Sie jede Menge Geld sparen. Doch sollten Sie Ihre eigenen Fähigkeiten und auch Ihre verfügbare Zeit nicht überschätzen. Bleiben Sie realistisch und übernehmen Sie nur die Aufgaben, die Sie sich auch wirklich zutrauen. Auch sollten Sie immer bedenken: Ein Haus gänzlich ohne Hilfe zu bauen, ist nicht möglich. Zumindest für den Bauantrag benötigen Sie einen Architekten oder Bauingenieur. Auch fehleranfällige Aufgaben wie Rohbau und Elektroinstallation sollten Sie Fachleuten überlassen. Denn Fehler kosten gerade bei diesen Gewerken nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld.

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Bildnachweis: Halfpoint / Shutterstock.com

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