Gestapelte Münzen als Symbolbild für den Effektivzins

Effektivzinssatz – so viel kostet ein Kredit

Der Effektivzins zeigt die Gesamtkosten eines Kredits. Bei einem Vergleich verschiedener Angebote sollten Sie daher nicht auf den Nominalzins, sondern auf den effektiven Jahreszins schauen. Nach den Vorgaben der Verbraucherkreditrichtlinie aus dem Jahr 2010 sind Banken verpflichtet, den Effektivzins den gesetzlichen Vorgaben nach zu berechnen und anzugeben. Im folgenden Artikel erfahren Sie unter anderem, wie der Effektivzins berechnet wird, welche Kosten enthalten sind und bei welcher Höhe Sie bei einer Darlehensaufnahme auf sinkende Zinsen warten sollten.

Was ist der Effektivzinssatz?

Der Effektivzinssatz beinhaltet alle Kosten und Gebühren, die rund um einen Kredit fällig werden. Er gibt an, wie viel die Kreditaufnahme den Darlehensnehmer jährlich insgesamt kostet. Ausgangspunkt für die Berechnung des effektiven Jahreszinses ist der Nominalzins.

Welche Faktoren haben Einfluss auf den Effektivzins?

Die Preisangabenverordnung PAngV regelt, welche Kriterien bei der Berechnung des Effektivzinses berücksichtigt werden müssen:

  • Nominal- oder Sollzinssatz
  • Dauer der Zinsbindung
  • Provisionskosten oder Kosten für die Kreditvermittlung
  • Tilgungssatz
  • Disagio oder Agio
  • Verwaltungskosten
  • Kosten für Versicherungen, die Voraussetzung für die Kreditaufnahme sind
  • Kosten für eine Immobilienbewertung, sofern das Bedingung für die Kreditbewilligung ist
  • Kontoführungsgebühren, sofern die Führung eines speziellen Kontos Voraussetzung für den Kredit ist
  • Kosten für die Sicherstellung des Kredits, z. B. Kosten für die Grundschuldbestellung und die Grundbucheintragung

Wenn ein Haus durch eine Vollfinanzierung über 250.000 Euro finanziert werden soll, wird bei einem Zinssatz von 2,9 Prozent und einer durchschnittlichen Tilgung von 3,8 Prozent eine monatliche Rate von rund 1.395 Euro fällig. Dementsprechend müsste das Nettoeinkommen bei mindestens 3.487 Euro pro Monat liegen, damit sich die Bank überhaupt auf eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital einlässt. 

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Wie wird der Effektivzins berechnet?

In der Preisangabenverordnung veröffentlicht der Gesetzgeber eine mathematische Formel, auf deren Grundlage der Effektzins zu berechnen ist. Kreditinstitute müssen diese Methode bei Angabe des effektiven Jahreszinses verwenden und den Zinssatz korrekt ausweisen. Für den Darlehensnehmer ist eine Berechnung auf dieser Grundlage kaum möglich, da ihm nicht alle genauen Kosten bekannt sind.

Um den Effektivzins überschlägig selbst zu ermitteln, ist daher die Uniform-Methode eine gute Wahl. Dabei werden die Gesamtkosten des Kredits ins Verhältnis zum Nettodarlehensbetrag gesetzt.

Folgende Formel gilt für die näherungsweise Berechnung:

Kreditkosten              24
Effektivzins = ____________________ x ______________________ x 100
            Nettodarlehensbetrag       (Laufzeit in Monaten + 1)

    

Im ersten Schritt ermitteln Sie also die gesamten Kosten, die im Zusammenhang mit der Kreditaufnahme anfallen. Ein Beispiel verdeutlicht die Vorgehensweise:

Folgende Eckdaten gelten für Ihren Kredit:

Darlehensbetrag100.000 €
Zinsfestschreibung/Rückzahlungsdauer10 Jahre
Nominalzins1,5 % p.a.
Provision2 %
Versicherungskosten300 €

Im ersten Schritt berechnen Sie die Kreditkosten:

Zinskosten für 10 Jahre15.000 €Provision2.000 €Versicherungskosten300 €Kreditkosten17.300 €

Der Nettodarlehensbetrag ergibt sich aus dem Darlehensbetrag abzüglich der Kreditkosten und liegt in diesem Beispiel bei 82.700 Euro (100.000 Euro minus 17.300 Euro).

Diese Beträge setzen Sie nun in die Formel ein:

17.300 €               24
Effektivzins = ________________ x __________________ x 100
82.700 €            (120 + 1)

         Effektivzins = 4,15 %

Im genannten Beispiel liegt der Effektivzinssatz also überschlägig bei 4,15 Prozent p. a. und damit deutlich über dem Nominalzins von 1,5 Prozent jährlich.

Eine längere Rückzahlungsdauer hat Einfluss auf die Höhe des Effektivzinses. Bei einer Zinsfestschreibung von 15 Jahren reduziert sich der Effektivzins bei obigem Beispiel auf 2,77 Prozent jährlich.

Mit der hier genannten Formel ist lediglich eine näherungsweise Berechnung möglich. Die genaue Ermittlung kann nur die jeweilige Bank vornehmen. Achten Sie darauf, nur Angebote identischer Eckdaten zu vergleichen, damit sich ein klares Bild ergibt.

Was ist der Unterschied zwischen dem effektiven Jahreszins und dem anfänglichen effektiven Jahreszins?

Geht es bei der Angabe um einen Kredit, bei dem sich die Kosten während der Laufzeit nicht ändern, geben Banken einen feststehenden Effektivzins an. Das ist beispielsweise bei klassischen Konsumentenkrediten der Fall. Die Konditionen stehen fest, Änderungen sind nicht vorgesehen.

Anders ist die Situation bei einem Immobiliendarlehen: Kreditnehmer vereinbaren eine Zinsbindungsfrist. In dieser Zeit wird die Schuld jedoch üblicherweise nicht zurückgezahlt, sodass eine Prolongation oder anderweitige Anschlussfinanzierung notwendig wird. Eine Prognose über die Kapitalmarktsituation und die Zinshöhe zu diesem Zeitpunkt ist nicht möglich. Banken nehmen daher eine fiktive Berechnung für die Zeit nach Ablauf der ersten Zinsbindungsfrist vor und können somit lediglich „anfänglichen effektiven Jahreszins“ angeben.

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Was ist bei den Konditionen sonst noch zu beachten?

Aktuell sind die Kapitalmarktzinsen sehr günstig und Baugeld ist bereits für Zinssätze unter 1 Prozent p. a. zu haben. Der genaue Sollzins ist abhängig von der Laufzeit, der Darlehenshöhe und häufig auch von Ihrer Bonität. Planen Sie eine Darlehensaufnahme, verschaffen Sie sich also idealerweise einen Überblick über die Konditionen der einzelnen Banken.

Es lohnt sich, die günstigen Zinsen für einen möglichst langen Zeitraum zu sichern. Entscheiden Sie sich für ein Volltilgerdarlehen, zahlen Sie den gesamten Kredit während der Zinsfestschreibungszeit zurück, das Risiko einer Zinserhöhung bei Auslaufen des Darlehens umgehen Sie damit.

Wann sollte man auf niedrigere Zinsen warten?

Ist der Sollzins –und damit auch der Effektivzins –hoch, ist eine lange Sollzinsbindung nicht ratsam. In diesem Fall sollten Sie eine kürzere Festschreibung wählen. Gehen Sie davon aus, dass die Kapitalmarktzinsen in den nächsten Monaten sinken, ist auch ein variables Darlehen denkbar.

Fazit: Effektivzins als erste Vergleichsmöglichkeit ideal

Der Effektivzins ist quasi der „Preis“, den Sie für ein Darlehen bezahlen. Während der Vergleich bei einem klassischen Ratenkredit auf Grundlage dieses Zinssatzes problemlos möglich ist, wird es bei einer Immobilienfinanzierung schwieriger: Auch wenn die Preisangabenverordnung eine einheitliche Ermittlung vorsieht, setzen Banken die Vorgaben abweichend um. Zudem ist die Kostengestaltung bei jedem Kreditinstitut anders.

Bedenken Sie, dass ein Teil der Kalkulation des Effektivzinses auf Schätzwerten beruht. Zahlen Sie den Kredit nicht während der ersten Zinsbindungsphase zurück, schätzt die Bank den weiteren Darlehensverlauf. Hier geht jedes Finanzierungsinstitut von anderen Werten aus, die in die Effektivzinsberechnung einfließen – ein konkreter Vergleich ist damit nicht mehr möglich.

Um sich einen ersten Überblick über die Konditionen bei Baufinanzierungen zu verschaffen, ist der effektive Jahreszins sicher gut geeignet und aussagekräftiger als der Nominalzins. Steigen Sie in die detaillierte Planung ein, sollten Sie weitere Eckdaten des Angebots genau prüfen, wie zum Beispiel die Höhe der Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung und die Gesamtkosten. Gut geeignet ist ein Baufinanzierungsrechner, der Ihnen einen Überblick über alle wichtigen Daten eines Darlehensangebots gibt und wichtige Kennzahlen liefert.

Bildnachweis: ITTIGallery / Shutterstock.com

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