Ein Passivhaus steht in der Landschaft

Passivhaus: nicht nur für Umweltliebhaber

Seine Bezeichnung hat das Passivhaus erhalten, weil es nahezu ohne ein aktives Heizungssystem auskommt. Stattdessen deckt dieser Objekttyp den Großteil seines Heizungswärmebedarfs über passive Quellen. Welche das konkret sind, wie das Prinzip funktioniert und von welchen Fördermöglichkeiten sich profitieren lässt, erklären wir Ihnen ebenso wie die mit einem Passivhaus verbundenen Kosten sowie die Vor- und Nachteile.

Ein Passivhaus – was ist das überhaupt?

Passivhäuser werden in die Kategorie der Niedrigenergiehäuser eingeordnet, wo sie als die innovativste Variante gelten. Eine Klimaanlage, um im Sommer für kühle Temperaturen zu sorgen, oder ein vollwertiges Heizungssystem für Wärme in den Wintermonaten sind nicht vorhanden. Anders als bei klassischen Gebäudetypen liegt der Fokus nicht auf der Erzeugung von Energie. Priorität hat vielmehr das Nutzen schon vorhandener Energie – und das möglichst effizient.

Als Wärmequellen dienen dem Passivhaus insbesondere die Sonneneinstrahlung sowie die Abwärme von seinen Bewohnern und technischen Geräten. Standardmäßig installiert ist stets eine Lüftungsanlage. Sie zeigt sich dazu in der Lage, zwischen 80 und 95 Prozent der Abwärme aus der Abluft zu gewinnen. Die Abluft leitet sie wiederum nach draußen ab. Somit stellt sie gleichzeitig eine hygienische Belüftung des Hauses sicher. Als Ergänzung für die kältesten Wintertage und für zusätzlichen Komfort werden mitunter Wand- oder Fußbodenheizungen in bestimmten Räumen eingerichtet.

Ein Kernmerkmal, durch das sich ein Passivhaus auszeichnet, ist die optimierte Wärmedämmung. Die Kombination einer Vollwärmeschutz-Fassade mit der absolut dichten Bauweise und 3-fach verglasten Fenstern gewährleistet, dass praktisch keine Heizwärme nach außen verloren geht. Damit ein Passivhaus als solches bezeichnet werden darf, muss es bestimmte Kriterien erfüllen. Erst dann entspricht es dem sogenannten Passivhausstandard.

Diese Kriterien sind für den Passivhausstandard zu erfüllen

Das Konzept des Passivhauses stammt ursprünglich aus Deutschland, ist aber mittlerweile weltweit etabliert. Immobilien, die dem Passivhausstandard entsprechen, erfüllen mehrere Kriterien. Festgelegt wurden sie durch das Passivhaus-Institut. Die in Darmstadt ansässige Organisation hat mit dem „Passivhaus Projektierungspaket“ (PHPP) ein Tool entwickelt, das die Planung erleichtert. Folgendes muss auf das Objekt zutreffen:

  • Der Heizwärmebedarf beträgt jährlich höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche.
  • Alternativ dazu sollte die Heizwärmelast unter 10 Watt pro Quadratmeter liegen.
  • Das Haus ist so gut abgedichtet, dass es bei einem Luftdruck von 50 Pascal nicht mehr als 0,6 Luftwechsel pro Stunde erlaubt.
  • Der Primärenergieverbrauch für Restheizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und Strom darf maximal 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter betragen.
  • Die Wärmerückgewinnungsrate aus der Abluft muss mindestens 75 Prozent betragen.

Ein Passivhaus gewährleistet eine enorme Energieersparnis. Sie beträgt etwa 75 bis 80 Prozent gegenüber einem klassischen Neubau. In Relation zu einem Bestandsgebäude sind sogar bis zu 90 Prozent möglich. Wenn Sie ein Passivhaus bauen lassen, müssen Sie mit einem höheren finanziellen Aufwand rechnen als bei einem konventionellen Eigenheim. Dieser ist jedoch schwer zu beziffern, da viele individuelle Aspekte – wie beispielsweise die verbaute Haustechnik – eine Rolle spielen.

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Warm ohne Heizung: So funktioniert ein Passivhaus

Das Grundprinzip eines Passivhauses haben wir eingangs bereits erläutert. An dieser Stelle soll im Detail erklärt werden, worauf die Effizienz dieser Immobilien beruht. Essenziell ist einerseits die perfekte Wärmedämmung der kompletten Gebäudehülle. Wände, Decken, Fenster – all diese Komponenten müssen absolut luftdicht sein. Das hat im Winter den Vorteil, dass wertvolle Wärme nicht verloren geht und keine kühle Zugluft ins Haus strömt. Im Sommer herrschen drinnen ebenfalls angenehme Temperaturen, da die Hitzeentwicklung gebremst wird.

Andererseits muss das Passivhaus so geplant sein, dass es möglichst viel Sonnenenergie aufnimmt. Erreicht wird das durch eine optimale Ausrichtung. Die Fenster der Südseite fallen deswegen besonders groß aus, während sie gen Norden bewusst kleiner gehalten sind. Glasdächer gelten außerdem als eine Option, um noch mehr von der Sonne zu profitieren. Bestandteil jedes Passivhauses ist eine Lüftungsanlage. Sie leitet Abluft nach außen und führt Wärme zurück ins Innere des Gebäudes. Dabei gelingt eine besonders hygienische Belüftung. Aus diesem Grund müssen für die Zufuhr frischer Luft nicht zwingend die Fenster geöffnet werden. Begrüßenswert ist das etwa dann, wenn in der Umgebung Belastungen wie Lärm, Pollenflug oder Schadstoffe bestehen.

Zwar kann in einem Passivhaus Wärme für die Raumtemperatur erzeugt werden, nicht aber für das Trinkwasser. Diese Energie muss aus einer anderen Quelle stammen. Eine beliebte Lösung sieht eine Solaranlage auf dem Dach vor, um Sonnenenergie zu nutzen. Über Kompaktgeräte lässt sich die zentrale Lüftungsanlage mit einer Brauchwasser-Wärmepumpe verbinden. Alternativ dazu kommen ein dezentraler elektrischer Durchlauferhitzer oder eine zentrale Brauchwassererwärmung infrage.

Energie sparen, perfektes Raumklima genießen – Vorzüge eines Passivhauses

Sie möchten ein Passivhaus bauen oder denken über die Umwandlung einer Bestandsimmobilie nach? Das Abwägen von Vor- und Nachteilen hilft bei der Entscheidungsfindung. Als wichtigstes und zugleich naheliegendstes Argument für diesen Immobilientyp ist der deutlich reduzierte Energieverbrauch zu nennen. In der Konsequenz sparen Sie mit einem Passivhaus Kosten in erheblichem Maße ein.

Das Konzept sieht vor, dass lediglich elektrische Energie für Wärmepumpen und den Betrieb einer Solaranlage benötigt wird. Somit lässt sich Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit verbundenen Preissteigerungen erreichen. Ein Schornstein erübrigt sich ebenso wie das Lagern von Brennstoffmaterial. Die Bedingungen im Inneren des Passivhauses dürfen als optimal beschrieben werden: Die Wände geben Wärme ab und sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Dank der hohen Dämmstandards ist Zugluft ausgeschlossen, in den Sommermonaten kommt es zu keiner übermäßigen Hitzeentwicklung. Vielmehr bleiben die Temperaturen das gesamte Jahr über auf dem weitgehend gleichen Niveau.

Da Wärmebrücken vermieden werden, geht einerseits keine Energie verloren. Andererseits sind keine Probleme in Form von Feuchtigkeitsentwicklung oder Schimmelbefall zu befürchten. Folglich erweisen sich auch einige Bauteile als langlebiger. Ein weiterer erfreulicher Nebeneffekt ist der verbesserte Schallschutz. Der obligatorische Luftfilter schafft ein dauerhaft gesundes Raumklima und entlastet dadurch insbesondere Allergiker – Staub und Pollen gelangen nicht nach innen.

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Nachteile eines Passivhauses: Kosten beim Bau und Risiko eines Stromausfalls

Nicht unerwähnt sollen mögliche Nachteile bleiben, die mit diesem Objekttyp verbunden sein können. Bei der Planung eines Passivhauses sind Sie in der Regel eingeschränkter: Neben der Ausrichtung nach Süden empfiehlt sich eine kompakte Bauweise mit möglichst kleiner Außenhülle. Wer bislang in einer konventionellen Immobilie gelebt hat, muss sich umstellen. Dieses Wärmeerlebnis unterscheidet sich von dem, das eine klassische Heizung im wahrsten Sinne des Wortes ausstrahlt. Die Lüftungsanlage ist auf elektrische Energie angewiesen. Kommt es zu einem Stromausfall, steht sie vorübergehend still.

Die Kostenfrage ist ebenso nicht außer Acht zu lassen. Komponenten wie ebenjene Lüftungsanlage oder etwa auch eine Photovoltaikanlage verlangen danach, regelmäßig gewartet und instandgehalten zu werden. Dafür sollten Sie zusätzliche Ausgaben einplanen. Doch höhere Kosten sind schon wesentlich früher zu berücksichtigen. Bereits wenn Sie ein Passivhaus bauen, entsteht ein größerer finanzieller Aufwand. Im Schnitt liegt er zwischen 5 und 10 Prozent über den Kosten für einen herkömmlichen Neubau. Zurückzuführen ist das unter anderem auf die erforderlichen Materialien. Hochwertige Dämmstoffe oder Fenster mit Dreifachverglasung lassen sich beispielhaft nennen. Fördermittel bieten die Möglichkeit, die höhere Investitionssumme weitgehend abzufangen.

Diese Fördermöglichkeiten bestehen für Passivhäuser

Wenn es um Förderungen für Wohneigentum geht, ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die erste und zugleich bekannteste Anlaufstelle. Das gilt auch für Passivhäuser. In 2021 wurde das Programm „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) ins Leben gerufen. Hiervon können all jene profitieren, die

  • ein Bestandsgebäude sanieren, um es in ein Passivhaus umzuwandeln,
  • den Neubau eines Passivhauses anstreben oder
  • ein neues oder frisch saniertes Passivhaus erwerben.

Möchten Sie einen zinsgünstigen Kredit in Anspruch nehmen, kommen die KfW-Programme 261 und 262 infrage. Über das KfW-Programm 461 können Sie dagegen Zuschüsse beantragen.

Für das Sanieren einer bestehenden Immobilie nach Passivhausstandards werden Kredite in Höhe von maximal 150.000 Euro gewährt. Tilgungszuschüsse sind bis zu 75.000 Euro möglich. Für Neubauprojekte und den Kauf eines Passivhauses vergibt die KfW zinsgünstige Darlehen bis zu 120.000 Euro. Zuschüsse stehen bis zu 37.500 Euro in Aussicht. Die Beträge fallen umso höher aus, je energieeffizienter die Immobilie ist.

Bei der Darlehensart können Sie zwischen 2 Optionen wählen. Fällt Ihre Entscheidung auf ein Annuitätendarlehen, gibt es eine tilgungsfreie Anfangsphase, die zwischen 1 und 5 Jahren liegt. In dieser Zeit müssen Sie lediglich die Zinsen zahlen, im Anschluss die Kreditraten in konstanter Höhe. Alternativ dazu können Sie ein endfälliges Darlehen wählen. Hier bezahlen Sie als Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit nur die Zinsen. Den vollständigen Kreditbetrag tilgen Sie am Ende in einer Summe. Diese Variante bietet sich an, wenn Sie zum Fälligkeitstermin eine größere Summe zur Verfügung haben werden, beispielsweise wegen der Auszahlung einer Lebensversicherung.

Den Förderantrag stellen Sie bei einem Finanzierungspartner der KfW. Das ist in der Regel Ihre Hausbank oder das Kreditinstitut, das auch Ihre weitere Hausfinanzierung übernimmt. Unbedingte Voraussetzung für die KfW-Förderung ist übrigens, dass die konkreten Baumaßnahmen keinesfalls vor Bewilligung der Förderung begonnen haben dürfen.

Gut zu wissen

Die Förderprogramme der KfW zum energieeffizienten Bauen und Sanieren verlangen nach dem Einsatz eines zugelassenen Energieberaters. Er unterstützt Sie bei der Planung, dem Förderantrag und während der Bau- oder Sanierungsphase.

Ergänzend dazu bezuschusst das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) umweltfreundliche Energiequellen. Davon lässt sich unter anderem bei der Einrichtung einer Solaranlage profitieren. Der Förderantrag muss vor der Auftragsvergabe gestellt werden. Dafür genügt ein Kostenvoranschlag.

Fazit: Anfänglich höhere Ausgaben für ein Passivhaus sollten nicht abschrecken

Eine Immobilie, die dem Passivhausstandard entspricht, kostet in der Anschaffung zumeist mehr als Objekte mit konventioneller Bauweise und Ausstattung. Hinzu kommen unter Umständen höhere Ausgaben für die Wartung. Das sollte jedoch nicht unmittelbar als Nachteil aufgefasst werden, da es verschiedene Fördermöglichkeiten gibt. In jedem Fall sollten Sie eine professionelle Energieberatung in Anspruch nehmen, die für eine KfW-Förderung sogar obligatorisch ist.

Viel entscheidender ist beim Passivhaus ohnehin der Blick in die Zukunft: Eigentümer eines Passivhauses machen sich von fossilen Energieträgern praktisch unabhängig und damit auch von deren Preisentwicklung. Durch den ausgesprochen geringen Energieverbrauch amortisiert sich der anfängliche finanzielle Mehraufwand für ein Passivhaus im Laufe der Zeit.

Bildnachweis: Radovan1 / Shutterstock.com

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