Ein Nullenergiehaus auf einer freien Fläche

Nullenergiehaus: Braucht es wirklich keine Energie?

Für Bauherren klingt der Gedanke verlockend: ein Nullenergiehaus, das keine externe Energieversorgung benötigt. Im Folgenden erfahren Sie, welche Merkmale ein Nullenergiehaus aufweist, was es kostet und was Sie bei dem Bau und der Finanzierung beachten sollten.

Was versteht man unter einem Nullenergiehaus?

Ein Nullenergiehaus ist so gestaltet, dass eine Energiezufuhr von außen nicht notwendig ist. Die benötigte Energie wird selbst erzeugt, um den Bedarf für Heizung, Kühlung, Strom und Warmwasser komplett zu decken.

Im Unterschied zu einem Passivhaus geht es nicht um eine passive Wärmerückgewinnung, sondern darum, die Versorgungsenergie im Haus zu erzeugen. Damit ist ein Nullenergiehaus auch ein Passivhaus, aber ein Passivhaus nicht gleichzeitig ein Nullenergiehaus. Bei Bedarf kann auch einem Nullenergiehaus vorübergehend externe Energie aus dem öffentlichen Netz zugeführt werden. Das entscheidende Kriterium für die Bezeichnung „Nullenergiehaus“ ist allerdings, dass das Gebäude über das Jahr gesehen nicht mehr Energie verbraucht, als es erzeugt, die Jahresbilanz somit ausgeglichen ist.

Welche Merkmale hat ein Nullenergiehaus?

Wichtig ist, den Wärmeverlust des Nullenergiehauses so gut wie möglich einzuschränken. Folgende Merkmale sind daher typisch für Nullenergiehäuser:

  • Große Fensterflächen mit Dreifachverglasung nach Süden ausgerichtet
  • Optimale Dachausrichtung und -neigung (ideal 30–45°) mit einer Photovoltaikanlage
  • Außenflächen mit einem möglichst geringen Wärmedurchgangskoeffizienten, keine Erker, niedriges Verhältnis zwischen Oberfläche und umbautem Raum
  • Hauseigene Anlagen für die Energiegewinnung wie Photovoltaikanlage oder Blockheizkraftwerk
  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Wie hoch sind die Kosten für ein Nullenergiehaus?

Bei einem Nullenergiehaus sparen Sie langfristig bei den Energiekosten, da Sie den größten Teil Ihres Energiebedarfs selbst erzeugen. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Neubau sind die Kosten für diesen Haustyp jedoch deutlich höher. Moderne technische Anlagen und spezielle Anforderungen an die Baustoffe sind dabei die Kostentreiber. Zudem müssen Sie auch höhere Wartungskosten für die aufwendigeren technischen Anlagen einplanen. Durch die langfristig erzielten Einsparungen amortisieren sich die Kosten jedoch nach einem Zeitraum von 10 bis 12 Jahren.

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Was muss beim Bau eines Nullenergiehauses beachtet werden?

  • Wenn Sie ein Nullenergiehaus planen, ist bereits das Aussuchen des passenden Grundstücks entscheidend. Wichtig ist ein Grundstück, auf dem das Gebäude in südlicher Ausrichtung gebaut werden kann, um die Sonnenenergie effektiv zu nutzen. Auf das Grundstück sollte möglichst wenig Schatten fallen.
  • Eine Dachneigung zwischen 30 und 45 Grad ist optimal für die Installation einer Photovoltaikanlage.
  • Die Fensterfront zeigt idealerweise in Richtung Süden, damit die Wohnräume sich bereits durch die Sonneneinstrahlung erwärmen können. Die Fenster sollten dreifach verglast sein.
  • Das Gebäude sollte so wenig Außenfläche wie möglich haben. Deshalb sollte auf Erker verzichtet werden und die Südseite aus bodentiefen, großen Fenstern bestehen.
  • Die Dämmung sollte ausgezeichnet sein und sowohl Wände inklusive Fenster als auch das Dach umfassen.

Was sind die Vor- und Nachteile von Nullenergiehäusern?

Wer ein Nullenergiehaus bauen möchte, sollte sich vorher mit den Vor- und Nachteilen dieses Konzepts auseinandersetzen und diese mit denen eines Passiv- oder Niedrigenergiehauses vergleichen.

Einige Vorteile von Nullenergiehäusern im Überblick:

Unabhängigkeit von der Energiepreisentwicklung durch ausgeglichene Jahresbilanz beim Verbrauch
Angenehmes Raumklima und thermische Behaglichkeit
Ideale Verhältnisse für Allergiker durch Lüftungsanlage
Klima- und umweltschonender Gebäudestandard, kein CO2-Ausstoß
Wertstabilität, Chance auf höheren Verkaufspreis
Sehr guter Schallschutz

Auch die Nachteile eines Nullenergiehauses haben Sie im besten Fall im Blick:

Hohe Planungs- und Investitionskosten
Einschränkungen bei Grundstücksauswahl und Bauform
Eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten, da durch kompakte Bauform möglichst geringer Wärmeverlust erzielt werden soll
Höhere Wartungskosten für technische Anlagen

Was ist bei der Baufinanzierung für ein Nullenergiehaus wichtig?

Grundsätzlich ist die Finanzierung für ein Nullenergiehaus identisch mit einer klassischen Baufinanzierung. Zu bedenken ist, dass wegen der höheren Baukosten eventuell entweder ein größerer Baukredit notwendig wird oder mehr Eigenkapital in das Vorhaben eingebracht werden muss.

Eine gute Idee ist die Kombination mit Fördermitteln, welche die Kreditmittel der Hausbank ergänzen. Vor allem energieeffizientes Bauen wird beispielsweise von der KfW großzügig gefördert.

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Welche Fördermöglichkeiten gibt es für ein Nullenergiehaus?

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) haben verschiedene Fördermöglichkeiten im Angebot. Wichtig ist, diese Förderungen bereits vor Beginn der konkreten Baumaßnahmen zu beantragen. Außerdem können die Fördertöpfe schon ausgeschöpft sein, sodass keine Mittel mehr bereitstehen.

Die KfW fördert energieeffizientes Bauen und Sanieren mit zinsgünstigen Krediten bis zu einer maximalen Höhe von 150.000 Euro. Dazu gibt es Tilgungszuschüsse und Investitionszuschüsse, die Höhe ist stets vom konkreten Vorhaben abhängig. Die BAFA fördert mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) verschiedene Einzelmaßnahmen, welche die Energieeffizienz verbessern. Abhängig von Ihrem Wohnort profitieren Sie unter Umständen von regionalen Förderungen.

Fazit: Hohe Baukosten amortisieren sich nach einigen Jahren

Für Bauherren können hohe Kosten für das Nullenergiehaus abschreckend wirken. Auch der Planungsaufwand ist höher als bei einem herkömmlichen Neubau. Verschiedene Fördermittel können die Mehrkosten zwar abfedern, letztlich ist das Vorhaben jedoch teurer als ein gewöhnlicher Neubau. Wer bei steigenden Energiekosten unabhängig sein möchte und einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten möchte, liegt mit einem Nullenergiehaus richtig, zumal sich die Zusatzkosten in einem überschaubaren Zeitrahmen amortisieren. Ob sich jedoch die Umwandlung einer Bestandsimmobilie in ein Nullenergiehaus rechnet, sollte genau geprüft werden. Aufgrund der hohen Kosten lohnt ein solches Vorhaben unter wirtschaftlichen Aspekten vermutlich nicht.

Bildnachweis: Herr Loeffler / Shutterstock.com

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