EZB-Leitzins: So beeinflusst er Ihre Baufinanzierung
Wie teuer eine Baufinanzierung ist, hängt maßgeblich von dem aktuell herrschenden Zinsniveau ab.
Dieses wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) über den Leitzins bestimmt. Er gibt an, wie teuer es für Banken ist, sich Geld zu leihen. Der Leitzins hat daher direkten Einfluss auf die Höhe der Marktzinsen und somit auch auf die Kosten eines Baudarlehens.
Was Sie als künftiger Immobilieneigentümer über den EZB-Leitzins wissen sollten, erfahren Sie im Folgenden.
Definition EZB-Leitzins
Der EZB-Leitzins ist ein geldpolitisches Werkzeug von Zentralbanken. Die Zentralbank oder auch Notenbank im Euroraum ist die EZB. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, über die Inflationsrate im Währungsgebiet zu wachen und sie bei etwa 2 Prozent zu stabilisieren. Ein entscheidendes Mittel in ihrem Instrumentenkasten ist dabei die Höhe der Leitzinsen. Die EZB kann sie selbst bestimmen und ist dabei nicht an Weisungen einer Regierung gebunden.
Der Leitzinssatz gibt an, wie viel Geschäftsbanken bezahlen müssen, wenn sie sich Geld bei der Zentralbank ausleihen. Eine weitere Form des Leitzinses bestimmt, wie hoch Kapital verzinst wird, das Banken bei der Zentralbank anlegen. Der EZB-Leitzins bestimmt somit, wie teuer Geld in einem Währungsraum ist.
Die Entscheidungen der EZB haben also direkten Einfluss auf die Zinskosten der deutschen Geschäftsbanken und somit auf die Konditionen, zu denen die Banken den Kunden ihre Produkte wie etwa Geldanlagen und Kredite zur Verfügung stellen. Die Leitzinsentscheidungen der EZB sind daher für alle Privatpersonen sowie Unternehmen in Deutschland spürbar und relevant.
Auch auf den Aktienmarkt hat das Zinsniveau Einfluss: Je niedriger die Zinsen sind, desto unattraktiver sind Geldanleihen und Sparguthaben, sodass mehr Geld in Aktien fließt, was wiederum zu steigenden Kursen führt.
Diesen Nutzen haben Leitzinsen
Die Geldversorgung in Europa lässt sich als 3-stufige Pyramide beschreiben:
Stufe 1 – EZB: Sie kann neues Geld erschaffen und es zum Beispiel in Form eines Kredits an Geschäftsbanken vergeben.
Stufe 2 – Geschäftsbanken: Sie sind dafür zuständig, das Geld in der Bevölkerung zu verteilen. Dies geschieht vor allem durch die Vergabe von Krediten an Unternehmen und Privatpersonen.
Stufe 3 – Kreditnehmer: Indem Betriebe das erhaltene Geld zum Beispiel in eine neue Fertigungsstraße investieren oder Privatpersonen sich mithilfe einer Baufinanzierung ihr Traumhaus bauen, führt das neu geschaffene Geld zu realwirtschaftlichem Wachstum.
Mit diesem Bild vor Augen wird schnell klar, welche Wirkungen von der Höhe der Leitzinsen ausgehen.
Auswirkungen niedriger Leitzinsen
Wenn die EZB den Leitzins auf eine geringe Höhe festlegt, wird von einer expansiven Geldpolitik gesprochen. Denn hierdurch wird die Konjunktur angekurbelt, die Volkswirtschaft expandiert.
Positive Aspekte einer expansiven Geldpolitik
Bei geringen Leitzinsen wird es für Geschäftsbanken und damit auch für Kreditnehmer günstiger, über Kredite an frische Geldmittel zu gelangen.
Sofern das Geld ausgegeben wird, führt dies zu einer Stimulierung der Wirtschaft: Die generelle Nachfrage steigt, Unternehmen erhalten neue Aufträge und stellen weitere Arbeitskräfte ein. Diese geben ihr Gehalt wiederum aus und steigern dadurch die Nachfrage.
Risiken einer expansiven Geldpolitik
Durch den niedrigen EZB-Leitzins wird viel neues Geld geschöpft. Das geschieht zum einen durch die Zentralbank selbst – dieses Geld wird Zentralbankgeld genannt. Zum anderen erzeugen auch Geschäftsbanken durch die Vergabe von Krediten neues Geld.
Die Schöpfung von zu viel Geld kann jedoch zu einer steigenden Inflationsrate führen, wenn es nachfragewirksam ausgegeben wird und die Wirtschaft langsamer als die Geldmenge wächst. Die Folge dieser Geldentwertung ist, dass Güter und Dienstleistungen immer teurer werden. Dadurch wird das Wirtschaftswachstum gebremst und im schlimmsten Fall kommt es zu einer Hyperinflation, welche die gesamte Währung zerstören kann.
Darüber hinaus kann das Geld seine Funktion als Wertmaßstab verlieren, wenn zu viel davon im Umlauf ist. Denn auf der Suche nach Rendite investieren Anleger in immer außergewöhnlichere und risikoreichere Bereiche, was zu verzerrten Marktpreisen führen und Blasenbildungen begünstigen kann.
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Auswirkungen hoher Leitzinsen
Legt die Zentralbank hohe Leitzinssätze fest, spricht man von einer restriktiven Geldpolitik. Damit soll eine Überhitzung der Konjunktur verhindert werden.
Positive Aspekte einer restriktiven Geldpolitik
Während sich vor allem Kreditnehmer über niedrige Leitzinsen freuen, sind hohe Zinsen für Kapitalanleger günstiger. Ihr in Sparbriefen, Staatsanleihen oder auf Tagesgeldkonten investiertes Geld erwirtschaftet eine gute Rendite. Es gelingt dadurch leichter, Vermögen aufzubauen.
Risiken einer restriktiven Geldpolitik
Durch hohe Leitzinsen ist es jedoch auch teurer, einen Kredit aufzunehmen. Es können daher nicht so viele Betriebe expandieren, wie dies zum Beispiel in Ländern mit einem niedrigeren Zinsniveau der Fall ist. Auch private Immobilienkäufer haben es schwerer.
Unterm Strich ist also weniger Geld im Wirtschaftssystem verfügbar, wodurch die Nachfrage nach Produkten, Dienstleistungen und Aktien sinkt und die Wirtschaft gebremst wird. Ist das Leitzinsniveau zu hoch, kann es dadurch zu einem konjunkturellen Abschwung kommen.
Wie entsteht der EZB-Leitzins?
Die Höhe der Leitzinsen wird von der EZB eigenständig bestimmt – weder Regierungen noch Wirtschaftsunternehmen haben hierbei ein Mitspracherecht. Die Unabhängigkeit der EZB ist eine wesentliche Eigenschaft dieser Institution.
Innerhalb der Zentralbank ist mit dem EZB-Rat ein eigenes Gremium für die Festlegung dieses wichtigen Zinssatzes zuständig. Für ihn ist der Leitzins ein zentrales Werkzeug, um die Ziele der EZB zu erreichen.
Ihr vorrangiges Bestreben besteht in der Gewährleistung der Preisniveaustabilität. Dies bedeutet, dass im Optimalfall eine moderate Inflation von ungefähr 2 Prozent vorherrscht.
Sofern dieses Primärziel davon nicht beeinträchtigt wird, unterstützen die Zentralbanker zudem die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union.
Der aktuelle EZB-Leitzins
Wer vom Leitzins spricht, der meint in der Regel den Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können.
Dieser liegt seit dem 16.03.2016 bei 0,00 Prozent. Geschäftsbanken können sich also ohne Zinskosten Geld borgen. Die EZB hat sich für diesen Schritt entschieden, um einer Deflation entgegenzuwirken.
Es gibt jedoch noch 2 weitere Leitzinsen in der Eurozone:
Der Einlagenzinssatz gibt an, wie viel Geschäftsbanken erhalten, wenn sie ihr Geld bei der EZB anlegen. Er liegt aktuell (Stand Oktober 2021) bei -0,50 Prozent. Eine Anlage bei der Zentralbank kostet die Banken also Geld.
Der Spitzenrefinanzierungssatz legt fest, zu welchem Preis Geschäftsbanken kurzfristig „über Nacht“ Geld bei der EZB leihen können. Dieser beträgt aktuell 0,25 Prozent.
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So beeinflusst der EZB-Leitzins die Bauzinsen
Eine Baufinanzierung ist für ein Kreditinstitut in erster Linie ein Geschäft. Sie möchte damit also Geld verdienen.
Um dies zu erreichen, stellt sie vor der Darlehenszusage eine umfangreiche sowie komplizierte Kalkulation an und prüft, wie hoch der Zinssatz sein muss, um den gewünschten Gewinn zu erzielen.
Wesentlicher Faktor dieser Überlegungen sind die Refinanzierungskosten. Sie bestimmen, wie teuer es für die Bank selbst ist, sich das vom Darlehensnehmer benötigte Kapital zu beschaffen.
Je geringer die Leitzinsen sind, umso günstiger kann sich die Bank refinanzieren und umso bessere Konditionen kann sie ihren Kunden für eine Baufinanzierung anbieten. Da sie das Geld sozusagen „günstig einkaufen“ kann, wird sie letztlich auch dann einen Gewinn erzielen, wenn sie ihren Kunden günstige Bauzinsen gewährt.
Fazit: Der EZB-Leitzins hat enormen Einfluss auf den Immobilienkauf
Die von der Europäischen Zentralbank festgelegten Leitzinsen bestimmen, wie teuer Geld in der Eurozone ist. Je niedriger sie sind, umso günstiger sind Kredite für Geschäftsbanken, Unternehmen und Privatpersonen. Aktuell liegt der wichtigste Leitzins – der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz – bei 0,00 Prozent und ist damit auf einem historisch niedrigen Niveau.
Weil die Zinsen bereits seit dem Jahr 2011 immer weiter gesenkt wurden, konnten sich in den letzten Jahren viele Menschen dank einer günstigen Baufinanzierung ihren Traum vom Eigenheim erfüllen. Aufgrund der Marktmechanismen führte die erhöhte Nachfrage jedoch auch zu steigenden Immobilienpreisen.
Die Entscheidung, ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu erwerben, sollte also nach wie vor wohl überlegt sein und nicht überstürzt erfolgen.
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